Engelmord by Bettina Brömme

Engelmord by Bettina Brömme

Autor:Bettina Brömme [Brömme, Bettina]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Kinder/Jugend
ISBN: 9783401069180
Herausgeber: Arena
veröffentlicht: 2014-05-14T22:00:00+00:00


10. Kapitel

Minutenlang kreisen meine Gedanken darum, wie ich sie mit dieser kleinen, aber spitzen Nadel quälen könnte. Dann, wie ich hier rauskomme. Hoffentlich hat Heiko irgendwie mitbekommen, was geschehen ist. Vielleicht hat er durchs Fenster gesehen, wie sie mich hierher geschleppt hat. Das Fenster der Waschküche, das fast noch kleiner als das von Samuels Hütte ist, führt in den Hof. Unmöglich, dort rauszugelangen. Wenn Samuel doch hier wäre! Aber würde er sich meinetwegen auf einen Machtkampf mit Kreszentia einlassen? Ich habe noch immer nicht überblickt, wer hier welche Position innehat. Gabriel und Kreszentia sind garantiert treue Vasallen Wegas. Samuel und auch Heiko sind inzwischen bestimmt weniger »regimetreu«. Und wo stand Sara?

Bevor ich auch nur einen Finger krümme, zerre ich die Obsttüten aus meiner Hose hervor. Ich muss jetzt wissen, was darin steht. Außerdem hoffe ich, dass Kreszentia nicht sofort zurückkommt, um mich zu überprüfen. Zur Sicherheit lege ich mir ein großes Wäschestück über den Schoß, halte Nadel und Faden bereit, um im schlimmsten Fall die Tüten unter der Näharbeit zu verstecken und zumindest den Eindruck zu erwecken, ich würde arbeiten. In dem schlechten Licht muss ich mich noch mehr anstrengen, etwas zu erkennen. Die meisten Obsttüten habe ich schon gelesen, es bleiben nur zwei übrig, zwei besonders dicht beschriebene.

GOTT, VATER und HERR, deine unwürdige tochter legt vor dir allein ihre beichte ab: strafe mich, HERR, denn ich habe gesündigt. ich bin es nicht länger wert, deine tochter genannt zu werden«, beginnt sie wie jedes Mal. »ich bin eine diebin, nichts als eine gemeine diebin. und ich will mich nicht rechtfertigen, es war diebstahl, auch wenn ich meine gründe habe. denn, HERR, unbeschreibliches spielt sich ab in deinem haus, was ich noch immer nicht glauben kann.

voll reinen herzens und guten willens trat ich den büßerweg an zu meiner mutter WEGA, mich ihr zu öffnen und anzuvertrauen, auf dass sie ihr urteil abgäbe und mir den preis nennt für mein versagen und meine schuld und mir sagt, was werden soll aus dem kind. doch als ich durch die düsternis hinaufsteige die treppenstufen, auf derer jeden mein herz klopft lauter als beim schritt zuvor, höre ich stimmen, erregte stimmen, zischend und unterdrückt, aber doch verständlich. ich gestehe, HERR, ich bin stehen geblieben und habe gelauscht, von neugier und angst gleichermaßen gepackt. ist ihr vielleicht schon alles ans ohr gedrungen und sie berät mit den ihren, was geschehen soll mit ihrer tochter sara? doch dann erkenne ich, dass sie nicht reden von mir, sondern von unserer verlorenen schwester mechthild, deren namen wir nicht mehr nennen, nicht einmal mehr denken dürfen, seit sie verlassen hat die gemeinschaft. und ich höre die stimme eines wahren teufels, der sie anschuldigt, sie sei es gewesen, die schwester mechthild erbarmungslos in den tod getrieben habe, und mir stockt das herz. ich presse das ohr an die tür und die worte wogen wie aufgewirbelte wellen. er habe einen beweis, sagt der teufel, einen film, und wenn sie nicht mitspiele, dann gibt er den film an die öffentlichkeit und dann kann sie die gemeinschaft schließen und landet im gefängnis.



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